Zunächst schläft nur die Hand nachts ein, dann beginnt auch der Daumen zu schwächeln. Der Zeigefinger, Mittelfinger und Teile des Ringfingers werden taub. Diese Symptome sollten Sie nicht ignorieren, denn Sie riskieren bleibende Schäden an Nerv und Muskel.
Wenn betrifft das?
Das Karpaltunnelsyndrom tritt typischerweise im Alter zwischen 40 und 70 Jahren in 80 % an beiden Händen auf, am Anfang noch vornehmlich nachts. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Betroffenen wachen auf, weil es von der Hand bis zum Oberarm schmerzt oder die Hand eingeschlafen ist. Schütteln sie Hand und Arm, verschwinden Schmerzen und Kribbeln wieder.
Warum entsteht das?
Der Karpaltunnel ist eine Engstelle, die zwei Handwurzelknochen und ein straffes Bindegewebsband in Höhe des Handgelenks bilden. In ihm verläuft außer den Fingersehnen der Nervus medianus (Mittelarmnerv), der aus sensiblen und motorischen Fasern besteht, und die kurze Daumenmuskulatur, die Finger und die Handflächen versorgt.
Welche Ursachen gibt es ?
Für das Karpaltunnelsyndrom gibt es viele verschiedene Ursachen. Dazu gehören Fehlstellungen nach Verletzungen im Handgelenksbereich (Handbruch, Handwurzelbruch, rheumatologische Erkrankungen mit entzündlichen Prozessen am Knochen, Schwellung durch vermehrte Belastung oder Narbengewebe, das auf den Nerv drückt.
Welche Beschwerden gibt es?
Abhängig von der Ursache entwickelt sich das Karpaltunnelsyndrom nur an einer Hand oder in 80 % an beiden Händen. Anfangs treten die Beschwerden häufig nur zeitweise auf. Je länger der Druckzustand anhält, desto stärker wird der Nerv jedoch geschädigt. Wird der Nervus medianus ständig von seiner Umgebung bedrängt oder sogar eingeklemmt, kommt es zu den beschriebenen Symptomen. Anfangs sind die Beschwerden eher sensorisch, die Hand kann zum Beispiel kribbeln. Dann kommt ein Taubheitsgefühl in Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Teile des Ringfingers. Später können motorische Beschwerden hinzukommen, etwa eine verminderte Kraft im Daumen oder die unfähigkeit einen Bleistift zu halten.
Im Extremfall kann es sogar dazu kommen, dass die Muskulatur des Daumenballens schwindet. Die Nervenschäden und der dadurch bedingte Muskelschwund sind irreparabel.
Wie kommt eine Diagnose zustande?
Zunächst werden physikalische Untersuchungen durchgeführt (Hoffmann-Tinel, Phalen, Flaschen-Test). Um die Diagnose abzusichern, wird zumeist die Leitfähigkeit des Nervs mittels Elektroneurografie gemessen. Dabei überprüft der Arzt mithilfe kurzer elektrischer Reize die Funktion einzelner Nerven. Eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung des Nervs kann morphologische Veränderungen aufdecken.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Solange Schmerzen die Hauptbeschwerden darstellen, hilft oft schon eine Schiene, die das Handgelenk ruhigstellt. Unterstützt wird diese Maßnahme mit einer ausreichenden Schmerztherapie. Wenn das nicht mehr hilft, ist eine Operation notwendig. Sie kann meist ambulant unter örtlicher Betäubung erfolgen, entweder mit einem kleinen Schnitt oder als offene Operation. In beiden Fällen wird das Bindegewebsband durchtrennt. Die OP ist risikoarm, das einzige Risiko, abgesehen von einer sehr unwahrscheinlichen Verletzung des Nervs, ist eine seltene überschießende Narbenbildung. Die Erfolgschancen der OP sind dagegen sehr gut. Die Hand ist in der Regel nach zwei bis drei Wochen wieder voll einsatzfähig.
Wenn Sie ein Taubheitsgefühl in den Händen verspüren oder eines der oben genannten Symptome auf Sie zutrifft, fragen Sie einen Arzt Ihres vetrauens um Rat. Ein Gespräch in einer Ordination mit abklärender physikalischer Untersuchung bringt sicher Klarheit. Sollte eine Operation nötig sein wird ein Chirurg sich diesem Problem annehmen.