Probiotika: Im Laufe der letzten Jahre wurde bereits jeder einmal mit diesem Begriff konfrontiert. Man sagt, sie fördern die Darmgesundheit. Aber weshalb sollte ich diese Modeerscheinung mitmachen? Und woher bekomme ich überhaupt diese neumodernen Nahrungsmittelergänzungen? Um auf all diese Fragen eine Antwort zu bekommen, zuerst zur Geschichte und der Entwicklung von Probiotika.
Vor hundert Jahren im Kaukasus
Tatsache ist, dass Probiotika, Präbiotika und Synbiotika eigentlich schon lange bekannt sind. Sie wurden lediglich immer nur von kleinen Bevölkerungsgruppen in der Heilkunst verwendet und gerieten immer wieder in Vergessenheit. Aber was sind nun diese sogenannten Probiotika? Kurz gesagt sind es bakterielle Mikroorganismen. Bei vielen kommt sofort Unwohlsein auf, wenn sie Bakterien hören. Doch es gibt auch Bakterienstämme, die für uns Menschen unerlässlich sind und eine wichtige Rolle in unserer Verdauung spielen. Bereits vor hundert Jahren erkannte der berühmte russische Arzt und Nobelpreisträger Dr. Ilja Metchnikoff: „Der Tod sitzt im Darm“. Er hatte entdeckt, dass jene Völker im Kaukasus, die täglich milchsaure Produkte (= Probiotika) verzehrten, besonders gesund und widerstandsfähig waren und ein sehr hohes Alter erreichten. Er war es, der den Begriff Probiotika prägte. Sie waren sich zwar der Wirkung im Klaren, jedoch nicht darüber, was dahintersteckt. Die klassische Schulmedizin hingegen interessierte sich, bis vor kurzem, sehr wenig für die Wirkung von Probiotika und den Darm selbst. Dieser galt lange nur als das Verdauungsrohr in das Essen hineingefüllt wurde und eine braune Masse wieder herauskam. Dabei gilt der Darm heute als das Zentrum unseres Wohlseins. Es heißt: Geht es dem Darm gut, geht’s auch uns gut.
Wie bringen wir unseren Darm dazu, dass es ihm gut geht?
Bevor wir unseren Darm einer Wohlfühlkur unterziehen, müssen wir zuerst ein paar Daten und Fakten über dieses Organ in Erfahrung bringen. Der Darm stellt mit bis zu 400 m² Oberfläche eine riesige Kontaktfläche zur Umwelt dar. Wohlbemerkt entspricht das der Größe eines Tennisfeldes, die wir mit unserem Darm auslegen könnten. Beginnen wir bei der Geburt, denn da ist unser Darm so gut wie keimfrei also quasi steril. Wer jetzt denkt: „Super, wäre doch toll, wenn das so bleibt, denn dann könnten wir gar nie krank werden“, liegt ziemlich falsch, denn in diesem Zustand wären wir nicht in der Lage zu überleben. Erst durch den Aufbau einer gesunden Darmflora sind wir fähig, die Nährstoffe, die wir so dringend benötigen, in unseren Körper aufzunehmen. Zum Beispiel Vitamin K, ist lebensnotwendig für unser Herz und den damit verbundenen Blutkreislauf. Dieses Vitamin wird ausschließlich von unseren kleinen Darmhelfern zur Verfügung gestellt. Erst in der Zeit nach unserer Geburt kommen wir als Baby in Kontakt mit der Bakterienflora der Mutter. Im Darm des Säuglings entsteht innerhalb der ersten Lebenswoche bereits eine komplexe Darmflora, die hauptsächlich Bifidobakterien und Laktobazillen enthält. Mit ungefähr drei Jahren ähnelt die Darmflora eines Kleinkindes schließlich der eines Erwachsenen. Dann sollte er uneingeschränkt der Erfüllung seiner Aufgaben und oft widersprüchlichen Herausforderungen gerecht werden: Er muss für Nährstoffe durchlässig sein, gleichzeitig aber Giftstoffen und Krankheitserregern Einhalt gebieten. Dabei wird der Darm von der Darmflora unterstützt. Die Darmflora ist – wie der Fingerabdruck – von Mensch zu Mensch verschieden. Man schätzt, dass mehr als 500 unterschiedliche Bakterienarten mit einer Gesamtanzahl von 100 Billionen Bakterien unseren Darm besiedeln. Die gesunde menschliche Darmflora besteht hauptsächlich aus Eubakterien, Bakteroides, anaerob wachsenden Kokken, Bifidusbakterien und Laktobazillen. Erst durch ein Ungleichgewicht des mikrobiellen Ökosystems, zum Beispiel in Folge einer Durchfallerkrankung oder der Einnahme eines Antibiotikums, kann es zu einer Vermehrung von möglichen Krankheitserregern kommen. Probiotika beeinflussen die Darmflora positiv, indem sie sich an die Darmwand anheften und dadurch krankmachende Keime und Viren verdrängen und am Eindringen in den Körper hindern.
Was können wir für unseren Darm tun?
Das Um und Auf für unseren Darm ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Dabei sollten Sie auf einen radikal gesunden Ernährungsstil oder extreme Diäten verzichten, denn das Zauberwort heißt „Ausgewogenheit“. Ein übergesunder Ernährungswahn kann auch zu Problemen führen und einen Abbau der Darmflora bewirken, während der Verzehr von überwiegend ungesunden Lebensmittel genauso problematisch sein kann. Probiotika dienen hauptsächlich zur Unterstützung und nicht zur umfassenden Wunderheilung. Der erste Schritt muss von Ihnen bewältigt werden, erst dann können Probiotika ihre volle Wirkung entfalten. Besonders in den folgenden Bereichen konnte eine positive Auswirkung dieser kleinen Helfer erzielt werden:
- Förderung der Laktose-Verdauung
- Gastroenteritis
- Reizdarmsyndrom
- Verstopfung
- Bluthochdruck
Für eine Beratung hinsichtlich Ihres Ernährungsstils kann Sie ein Diätologe oder ein Arzt für Darmgesundheit bzw. Proktologie Ihres Vertrauens umfassend beraten.
Welchen Nutzen haben Probiotika?
- Reinigung des Darms
- Schutz der empfindlichen Darmschleimhäute
- Produktion von Vitaminen, Enzymen, verschiedenen Aminosäuren und essenziellen Fettsäuren
- Kämpfer gegen krankheitserregende Keime (pathogene Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze)
- Förderung der Aufnahme von Enzymen aus der Nahrung
- Stabilisierung des Immunsystems
- Anregung der Produktion von Muzin
- Abbau von Stoffwechselgiften
Wie wirken diese Probiotika eigentlich und welche Arten gibt es? Was man als Konsument wissen sollte: [1]
Probiotika ist nicht gleich Probiotika. Wie so oft gibt es große Unterschiede in Bezug auf Qualität und Quantität der zugeführten „guten“ Bakterien. Probiotische Produkte werden in den unterschiedlichsten Variationen angeboten, einige davon leider mit zu wenig probiotischen Keimen, zu viel Fett und zu viel Zucker. Diese Produkte sind dann zwar im Geschmack besser, aber der gesundheitliche Effekt bleibt dabei leider oft aus. Prinzipiell ist jedes Joghurt bereits ein Probiotika, doch was unterscheidet ein Joghurt aus dem Supermarkt von einem Präparat aus der Apotheke?
Im Wesentlichen gibt es für die Qualitätsmerkmale folgende Kriterien:
- Die Anzahl der Bakterien, die in einer Tagesportion enthalten sind, sollte bei hochwertigen Probiotika mindestens 1 bis 2 Milliarden Keime betragen.
- Genauso wichtig, ist die Lebensdauer der Bakterien. Die Haltbarkeit eines medizinisch relevanten Produktes sollte bei Raumtemperatur zumindest 12 Monate betragen.
- Die Bakterien müssen sowohl magensaftresistent sein, als auch Gallensäure und Bauchspeicheldrüsensekret möglichst unbeschadet überstehen, um im Darm aktiv zu werden und auf Hochtouren arbeiten zu können.
- Es ist wesentlich, dass in einem hochwertigen Probiotikum verschiedene Bakterienstämme enthalten sind. Nur so ist gesichert, dass sowohl im Dünndarm als auch im Dickdarm die Darmfunktionen verbessert werden.
- Es darf auch bei lang andauernder Einnahme keine Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte geben.
Um diese Qualitätsleitsätze nun im Detail zu analysieren, lassen Sie sich am besten von einem Apotheker oder Arzt Ihres Vertrauens umfassend beraten. Dieser steht Ihnen sicher gern zur Verfügung und wird Sie passend zu Ihrer Lebenssituation(Stress, Alter, sonstige Belastungen wie Sport) und Ihren Beschwerden beraten. Es gibt mittlerweile für fast alle Situationen ein passendendes Präparat. Pauschal ist es daher eher schwierig eine Empfehlung abzugeben. Zusammenfasend kann man sagen, Probiotika können Ihnen bei richtiger Anwendung eine erhebliche Menge an Lebensqualität zurückgeben.
Literatur: [1] Was tun, wenn der Darm Streikt? – Anita Frauwallner