Samstagvormittag erledigt jeder gerne einmal seinen Einkauf, sowohl jung als auch alt. Was für die einen wie ein gemütlicher Spaziergang scheint, ist für andere in Wirklichkeit ein Hürdenlauf. Bekanntlich ist für die ältere Generation ja jede Tätigkeit etwas anstrengender als für junge Menschen. Da es so manch einer Person etwas unangenehm ist, so offen darzulegen, dass man sichtlich aus der Puste kommt, schafft es Abhilfe sich eine Zeit lang vor einem Schaufenster die kommende Brautmode für die Saison 2018 anzusehen und zu warten bis man wieder fit ist, um dann bis zur nächsten Ladenauslage zu sprinten. Dieses Verhalten wurde zum ersten Mal von Benjamin Collins Brodie im 19ten Jahrhundert wahrgenommen und liegt einer oft ernstzunehmenden Krankheit zugrunde, umgangssprachlich der „Schaufensterkrankheit“. Medizinisch ausgedrückt: „periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)“.
Was ist diese Schaufensterkrankheit und wie genau kommt sie zustande?
Per Definition handelt es sich um eine Durchblutungsstörung, die besonders in den Beinen seine Auswirkung zeigt. Diese Durchblutungsstörung kommt durch Ablagerungen an den, bzw. Einlagerungen in den Arterienwänden zustande, die durch eine Gefäßwandverletzung entstehen. Bei den Ablagerungen handelt es sich um Blutgerinnsel, sogenannte Thromben, bei den Einlagerungen um Fett (Cholesterin) und Kalk. Die Wände der Gefäße verdicken und verlieren an Elastizität. Der Gefäßdurchmesser nimmt stetig durch Ablagerungen ab. Je größer die Engstellen in diesen Arterien werden, umso mehr nehmen die Schmerzen der betroffenen Person zu. Dazu reicht oft schon ein langer Weg durch die Einkaufspassage oder eine unscheinbare Treppe aus.
Welche Folgen kann die PAVK haben?
Die größte Gefahr dieser Verschlusskrankheit geht davon aus, dass Blutgerinnsel entstehen, die ein gesamtes Gefäß verstopfen können und somit zu einer lebensbedrohlichen Situation werden. Wenn diese PAVK unbehandelt bleibt entwickelt sich sehr rasch eine Gewebeschädigung im Bereich des betroffenen Versorgungsgebietes. Konkret entstehen Hautdefekte (Beingeschwüre), das Bein wird offen. Bereits beim ersten Anzeichen sollte dies von einem Wundspezialisten Ihres Vertrauens, untersucht werden. Denn durch die Gefäßverschlüsse im Bein ziehen bereits die kleinsten Verletzungen in diesem Stadium große Folgen nach sich. Da eine gesunde Durchblutung Voraussetzung für eine Wundheilung ist, kann eine Wunde nicht mehr heilen und im schlimmsten Fall führt dies zum Verlust der Gliedmaße. Daher gilt wie bei jeder Krankheit, je früher sie erkannt und behandelt wird, desto besser.
Wen betrifft das überhaupt?
Der Risikogruppe gehören besonders Raucher, Patienten mit Stress und damit verbunden Bluthochdruck, sowie Personen mit hohen Blutfettwerten an. Laut Statistik betrifft diese Schaufensterkrankheit fast jeden Zehnten ab dem 55. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter wird die Zahl der betroffenen größer. Geht es in Richtung 80+ betrifft sie schon mehr als ein Drittel. Für Österreich gehen Experten von mindestens 300.000 Erkrankten aus.
Die unterschiedlichen Stadien der Schaufensterkrankheit
Die PAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) wird in vier Stadien eingeteilt:
- Stadium I: Engstellen, jedoch keine Schmerzen bzw. nur bei höherer Belastung
- Stadium II: Es treten Schmerzen auf, die beim Gehen zu regelmäßigen Pausen zwingen
- Stadium III: Ruheschmerzen, insbesondere nachts
- Stadium IV: offene Wunden entstehen, die schlecht heilen
Wie sehen die Symptome aus?
Im ersten bis zum zweiten Stadium wird die Krankheit meist übersehen und verursacht nur unter erhöhter Belastung der Beine Schmerzen, z.B. wenn der Patient weite Strecken zu bewältigen hat. Dieser Streckenradius ist bei den meisten Patienten über lange Zeit sehr konstant und beginnt mit dem plötzlichen Fortschreiten der Krankheit rapide abzunehmen. Aus diesem Grund wird die Schaufensterkrankheit oft nicht ernst genommen und bleibt unbehandelt. Wobei in den ersten zwei Stadien oft die besten Therapiemöglichkeiten ansetzen.
Welche Behandlungen gibt es?
Der erste Schritt zur Behandlung der Krankheit ist gleichzeitig der schwierigste Schritt. Zuerst sollte eine Lebensstilveränderung beim Patienten stattfinden und den angewöhnten Risikofaktoren, wie Rauchen, Stress und zu wenig Bewegung entgegengewirkt werden. Die Therapiemöglichkeiten sind je nach Schweregrad der PAVK unterschiedlich. Es können der Einsatz von Medikamenten, eine Katheter-Behandlung oder das Einsetzen eines Stents als Therapiemaßnahme notwendig werden. Letztendlich kann auch ein gefäßchirurgischer Eingriff nötig sein. Welche der zahlreichen Therapiemaßnahmen gewählt wird, soll bei einer vertraulichen Untersuchung bzw. einem Gespräch mit Ihrem Facharzt geklärt werden.
Zu welchem Arzt soll ich gehen?
Bei der Schaufensterkrankheit gibt es eine Reihe von Medizinern, die auf diesem Gebiet besucht werden können. Die erste Anlaufstelle ist in den meisten Fällen der Hausarzt, er kennt Ihre Lebensumstände und Gewohnheiten, kennt Vorerkrankungen und weiß, welche Fachärzte in der näheren Umgebung zu finden sind, die Ihnen weiterhelfen können. Dieser Besuch ist jedoch nicht unbedingt erforderlich. Um Wartezeiten und Wegstrecken zu verkürzen können Sie direkt einen Facharzt aufsuchen. Der Gefäßchirurg oder ein Internistischer Facharzt für die Erkrankung von Venen und Blutgefäßen ist dafür sicher die beste Wahl.